Samstag, 10. August 2019

Thailand trägt Gelb

“Ist dir auch aufgefallen, dass alle Thailänder gelbe Oderteile tragen?“ Hat Arne, der eigentlich nicht so auf die Mode achtet, mich eines Tages gefragt. Stimmt, es tragen tatsächlich auffallend viele Menschen hier in Bangkok gelb. So richtig gut und modisch sieht es allerdings nicht aus. Aber vielleicht haben die Thailänder ja auch ein anderes Modebewusstsein. “Vielleicht ist es auch die Farbe des Königs oder so“, überlegte sich Arne. Irgendeinen Grund muss es doch dafür geben. Es war wirklich schon sehr auffallend. Wir haben dann einfach mal recherchiert und tatsächlich hatte es mit dem König zu tun. In Thailand hat jeder Wochentag nicht nur eine eigene Farbe, sondern auch eine eigene Gottheit, einen eigenen Planeten und ein eigenes Element. Der Ursprung dieser Einteilung findet sich in der hinduistischen Mythologie. In dem mehrheitlich buddhistischen Thailand werden den einzelnen Wochentagen zusätzlich zu den Farben Buddhastatuen mit bestimmten Handhaltungen zugeordnet. Das Tragen der Tagesfarbe soll dir in Thailand übrigens Glück bringen! Einer der vorherigen Könige wurde an einem Montag geboren und die Farbe des Montags ist gelb, so ist gelb traditionell zu der Farbe der Monarchie geworden. So einfach ist das. Die große Bedeutung des Königs zeigt sich nicht nur an einem Montag, wenn die Menschen gelb tragen, sondern das ganze Jahr über in vielen Dingen in dieser Farbe. So sind unter anderem sehr viele gelbe Flaggen des Königshauses und sogar Arbeitsuniformen in Gelb zu finden. Nun aber dazu, warum jetzt alle auf einmal jeden Tag gelb trugen: Zu Ehren des vor kurzem noch ungekrönten Königs wurden 70 Millionen Menschen in Thailand aufgerufen, sich bis zu dem Geburtstag des Königs am 28. Juli in Gelb zu kleiden. Ob Hemd, Hose oder Bluse - Hauptsache Gelb. Grund dafür war die bevorstehende Krönungszeremonie des Königs Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarangkun vom 4. bis 6. Mai, denn nach dem Tod des greisen Monarchen Bhumibol Adulyadej hatten die Bewohner Thailands über viele Monate schwarze Kleidung getragen. Nun wurden die rund 70 Millionen Bürger des südostasiatischen Landes wieder dazu angehalten, mit der Farbe ihrer Kleidung Loyalität mit dem Königshaus zu demonstrieren. Damit möglichst viele Leute mitmachte, arbeitete die Regierung auch mit Supermärkten zusammen. Wir konnten die Bemühungen der Leute sehen, doch tatsächlich auch nur bis zu dem Geburtstag am 28. Juli, der mit einem langen Wochenende gefeiert wurde.

Freitag, 9. August 2019

Bangkok wir kommen!

Ein letzter Grenzübergang und wir haben nach einem Jahr und 17 Ländern unser Zielland erreicht. Vor etwa zwei/drei Jahren haben wir die Idee bekommen mit dem Rad in die große weite Welt zu fahren. Wo es hin gehen sollte war uns anfänglich erstmal noch egal. Hauptsache Fahrrad fahren. Wir haben unseren Freunden und Familien von unserer Idee berichtet und in erstaunte und unglaubwürdige Gesichter geschaut. Nach und nach haben wir uns für ein Ziel entschieden, damit man erstmal eine Richtung hatte, in die man fahren konnte. Es war Thailand (Bangkok) wofür wir uns entschieden. Ob es dann auch wirklich so kommen wird war uns eigentlich egal. Wir waren offen für alles. Doch da wir beide, wenn wir uns ein Ziel in den Kopf gesetzt haben, es auch erreichen wollen, sind wir nicht von unserem ursprünglichen Plan abgekommen. Und hier sind wir nun, auf dem Weg nach Bangkok. Die Grenze war eher unspektakulär. Nach so vielen Grenzübergängen kommt langsam die Routine und so hat es vielleicht gerade mal 20 Minuten gebraucht bis alles ausgefüllt, geprüft, kontrolliert und gestempelt war. Wir sind in Thailand. Und haben nur noch ein paar hundert Kilometer vor uns bis nach Bangkok. Diese letzten Kilometer waren allerdings sehr eintönig. Guter Highway, regelmäßig Tankstellen, Supermärkte und Cafés. Da sich seit einiger Zeit unsere Mägen nicht mehr beruhigen wollten, sind wir auf Sandwich und Shake umgestiegen. Unsere besten Freunde waren “7 eleven“ (Supermarktkette) und “Amazon“ (Café-Kette). Beim 7 eleven gibt es Sandwiche aus der Tüte, die frisch getoastet werden und bei Amazon gibt es Kaffee und Shakes in unterschiedlichsten Ausführungen. Von der thailändischen Küche haben wir nicht viel mitbekommen. Dafür kennen wir jetzt das Sortiment von 7 eleven und Amazon auswendig. In Thailand gibt es viele Supermarktketten, Fastfoodketten und Caféketten. Die Thailänder lieben Shakes mit besonders viel Eiswürfeln und dank Hilfe ausgetüftelter Tragesysteme und Kühlbechern können sie auch problemlos immer und überall transportiert und mitgenommen werden. Wir trauen uns allerdings nicht an jeden Shake ran, da wir nicht immer wissen, ob die Eiswürfel aus Mineralwasser gemacht wurden. Woran wir uns mittlerweile aber trauen sind Wasserauffüllstationen. Diese stehen überall herum und wie in einen Kaugummiautomaten muss man kleine Münzen hinein werfen und dann kommt dem entsprechend Wasser heraus. Einfach genial und es senkt unsere Wasserkosten enorm, denn mit am meisten Geld haben wir auf unserer Reise für Wasser ausgegeben. Wenn man täglich pro Person drei bis vier Leiter Wasser trinkt kommt da einiges zusammen. Zu ganz heißen Zeiten haben wir bis zu zehn Leiter Wasser verdrückt. Doch auch wenn der Weg bis nach Bangkok sehr eintönig war, gab es doch jeden Tag etwas besonderes. An einem Tag sind wir die letzten Berge (für's erste) gefahren, an einem anderen Tag wussten wir, dass es nur noch eine Woche ist, in der wir Fahrrad fahren und dann war da die 100 km Marke und dann der letzte Tag. Doch nur bis wir in Bangkok sind und uns erstmal zwei Wochen in eine Wohnung einnisten werden. Kein tägliches Fahrrad fahren mehr, kein ständiger Auspuffgeruch und keine rauschende Geräuschkulisse. Können wir das überhaupt noch?

Donnerstag, 8. August 2019

Die Regenzeit

Nach dem wir in Indien schon nicht viel von der Regenzeit mitbekommen haben, bzw. auf dem Fahrrad nur sehr sehr wenige Male nass geworden sind, hofften wir auf Myanmar. Doch auch in Myanmar schien uns die Regenzeit zu enttäuschen. Es machte zumindest vorerst den Eindruck. Die Luftfeuchtigkeit war zwar etwas höher, doch die ersten Tage haben wir nicht einen Tropfen abbekommen. Wir waren schon etwas traurig, da wir uns auf neue Herausforderungen gefreut hatten. Wobei man ja auch dankbar sein muss, wenn man so viel Glück mit dem Wetter hat. Und das hatten wir definitiv in dem letzten Jahr. Also radelten wir so vor uns hin und durchquerten Myanmar um nach Thailand zu kommen. Vielleicht finden wir ja in Thailand die Regenzeit (haben wir nicht, kann ich Euch jetzt schon verraten). Dafür aber wachten wir eines morgens auf, fuhren wie gewöhnlich nach dem Frühstück los und dachten wir sehen nicht richtig. Die Gegend war feucht, überflutet und grün. Am Himmel hingen dicke Wolken und die Sonne wollte sich nicht blicken lassen. Es war als würde jemand mit einem Pfeil in die dicken Wolken schießen und sie zum platzen bringen. Wir hatten kaum Zeit unsere Regenjacken über zu ziehen und da waren wir auch schon klitschnass. Das mit der Jacke hatte sich ja richtig gelohnt. Wir haben es noch ein zwei mal versucht und es dann aufgegeben die Jacken über zu ziehen. Kalt war es eh nicht und nach kurzer Zeit waren wir sowieso komplett durchnässt und wir konnten die Jacken auswringen. Trocken wurden die Jacken auch nicht mehr, da es jetzt jeden Tag regnete. Kübelweise. Juhu, wir haben es in die Regenzeit geschafft. Ich muss aber sagen, so gut hat es mir nicht gefallen. Ständig Waschfrauenhände und Füße. Der Dreck, der von den vorbeifahrenden Autos hochspritzte, rieb in den Augen. Unser Werkzeug rostete. Die Sachen fingen an zu stinken, da sie ständig feucht waren und es keine Ecke gab, die nicht völlig von Feuchtigkeit geschwängert war. Und ich konnte nicht mehr in dem Windschatten von Arne fahren, da mir sonst der ganze Dreck ins Gesicht gespritzt hätte. Am aller schlimmsten war aber der Geschmack von dem Schweiß, der mit dem Regen aus dem Helm gewaschen wurde, über das dreckige Gesicht lief und dann in die Mundwinkel floss und von dort aus in den Mund. Vor allem, wenn kurz vorher noch die Sonne geschienen hatte und wir schwitzten und uns Sonnencreme ins Gesicht schmierten. Dann hat das Wasser, was einmal vom Helm, mit dem Schweiß von einem Jahr, über das Gesicht in die Mundwinkel geflossen ist, am “besten“ geschmeckt. Wir haben uns den Spaß am Fahrrad fahren aber nicht nehmen lassen, es war auch gar nicht mal so schlecht, und sind tapfer tagelang durch den Regen geradelt. Bis wir an die Grenze zu Thailand gekommen sind. Da hat es dann schlagartig aufgehört zu regnen. Wir waren wieder im Trockenen. Wobei es meist gegen Abend immer einmal kurz geregnet. Ich greife jetzt zwar ein bisschen vor, aber wir sind seit zwei Wochen in Bangkok und hier regnet es fast jeden Tag ein bisschen am Abend. Aber lange nicht so dolle wie damals in Myanmar. In Bangkok erreicht der Monsum aber auch erst etwas später im Jahr seinen Höhepunkt. Als Fazit unserer Reise können wir festhalten, dass wir ein Jahr Sonnenschein hatten und insgesamt vielleicht einen Monat Regenwetter. Das macht uns so schnell keiner nach ;)

Auto gegen Fahrrad, wer gewinnt?

So kurz vor Schluss! Wir sind 16.000 km gefahren und sind mit nur einem kleinen Unfall und 16 Platten davon gekommen. Und jetzt hatten wir nur noch 1000 km vor uns und da musste es passieren. Wir hatten absolut keine Schuld daran und hätten es auch nicht verhindern können. Wir lagen nämlich oben in unserem Hotelzimmer und haben geschlafen. Die Räder hatten wir unten in der hoteleigenen Garage abgestellt und extra noch zur Sicherheit den Manager gefragt, ob die Räder hier sicher sind. Ja sind sie, versicherte er uns. Morgens haben wir ganz normal nach dem Frühstück unsere Taschen gepackt und sie zu den Rädern getragen. Arne ist zum Auschecken gegangen und ich habe schon mal die Räder bereitgestellt. Beziehungsweise wollte ich wie immer die Räder bereitstellen und mit dem Beladen beginnen. Doch heute wollte sich mein Hinterrad nicht mehr drehen. Vielleicht hat sich die Bremse festgezogen, oder es ist etwas dazwischen gekommen oder es schleift etwas? Und tatsächlich das Schutzblech schleifte. Ich atmete aus und war froh, das es “nur“ das Schutzblech war. Ich hob das Fahrrad aus der Ecke, wo es stand und wollte dann in Ruhe das Schutzblech richten. Doch warte mal, wie konnte sich denn das Schutzblech überhaupt verbiegen? Das war doch gestern noch nicht. Dass musste ich erstmal Arne meinem Fachmann für Versicherungen und Finanzen sagen, bevor ich hier irgendetwas anfasse. Gemeinsam schauten wir uns den Schaden an. Mein Herz schlug immer höher und drohte fast ganz aufzuhören zu schlagen. Ich konnte nicht glauben was ich da sah. Der ganze Reifen, samt Speiche war verbogen. Es fühlte sich an, als wurde mir meine Existenz genommen. Wie soll ich denn jetzt ohne mein Rad weiter kommen. Arne hatte in der Zwischenzeit eins und eins zusammen gezählt und war zu dem Schluss gekommen, dass eventuell das Auto, welches mit seiner Spitze direkt vor unseren Rädern stand, gegen mein Hinterrad gefahren ist. Er fragte nun den Hotelmanager, wem denn dieses Auto gehört, doch dieser wollte nicht so recht mit der Sprache heraus rücken. Kurz darauf kamen noch zwei Männer hinzu. Vielleicht der Besitzer des Autos, dachten wir und versuchten irgendetwas aus den Männern heraus zu bekommen. Doch alles was sie sagen konnten war “we fix it“ (wir reparieren es) und da drückten und drehten sie auch schon an meinem 1.000 Euro Hinterrad unvorsichtig herum. “No“ war alles was wir noch sagen konnten, bevor einer von ihnen sich auf das Rad setzten wollte, um zum Fahrradschrauber zu fahren. Ich konnte es ihnen ja nicht übel nehmen, denn mit ihren eigenen Drahteseln machten sie es ja genauso und es funktioniert scheinbar auch. Aber nicht mit meinem Rad. Ich versuchte ihnen zu erklären, dass sie damit verdammt vorsichtig sein müssen und da war mein Rad auch schon auf der Pritsche eines Taxis und wir fuhren zum Fahrradschrauber. Dort versuchten sie erstmal den richtigen Mann zu finden und erklärten mir immer “Spezialist, Spezialist“, doch ich war noch nicht so ganz zuversichtlich. Endlich stand dann der scheinbar richtige Mann vor uns und wollte sich mit einer riesigen Zange ans Werk machen. Er war wie der Schmied im Mittelalter, der mit der Zange die Zähne zog. Doch irgendwie habe ich es ihm erklärt bekommen, dass er die Speiche austauschen muss und die anderen neu einstellen muss, sodass das Rad sich wieder drehen kann. Er legte seine Zange weg und drehte mit geschickten Händen “Pi mal Daumen“ die Speichen wieder zurecht. Danach konnte ich wenigstens wieder im Sattel sitzen und vorsichtig fahren. Die Männer vom Hotel waren äußerst zufrieden, zahlten für uns und die Sache war für sie gelaufen. Doch nicht für uns. Ich mein ich muss das Rad schließlich ja noch mal professionell ausrichten lassen und das wird mich mit Sicherheit noch mal einiges kosten. Also bat ich den Manager darum, dass er den Besitzer bittet, sich an den Kosten zu beteiligen. Doch es geschah nichts. Ich wurde langsam etwas sauer, da sie offensichtlich auch schon vorher wussten, dass das Auto gegen mein Rad gefahren war und uns aber nichts gesagt haben und dann auch noch versucht haben das Problem aus dem Weg zu schieben, indem sie das Rad einigermaßen richten ließen. Doch nicht mit mir. Ich sagte dem Manager erneut, dass er doch bitte dem Besitzer sagen möge, dass ich möchte, dass er sich an den Kosten beteiligt. Da stellte sich heraus, dass der Manager keine ausreichenden Englischkenntnisse hatte, um mein Anliegen überhaupt zu verstehen. Mit Hilfe eines Übersetzers (ein anderer Hotelgast) konnten wir es dann endlich klären. Und so stand dann fünf Minuten später noch ein anderer Mann vor uns. Es war der erste, der sich entschuldigte und das Problem nicht einfach ungeschehen machen wollte. Er war der Besitzer des Autos und er erzählte uns, dass er gestern Nacht um zwei Uhr eingetroffen ist und dass er um vier Uhr erneut geweckt wurde, um sein Auto umzuparken. Und da ist er im Halbschlaf gegen mein Rad gefahren und es hörte sich nicht so an, als ob er es nicht gewusst hätte. Dumm gelaufen. Doch es war nun mal passiert und er war auch sofort hilfsbereit und wollte wissen wie er uns entgegen kommen konnte. Wir nannten ihm die Kosten, die noch auf uns zu kommen werden und außerdem würden noch die Kosten einer weiteren Nacht in diesem Hotel hinzukommen, da es nun durch die Verzögerung für uns zu spät geworden ist, um noch los zu fahren. Wir mussten nämlich heute 100km fahren, um das nächste Hotel zu erreichen. Der Besitzer musste erstmal tief durchatmen und entschuldigte sich dann für fünf Minuten. Nach Zigarettenrauch riechend kam er dann wieder und teilte uns mit, dass er sich selbstverständlich an den anstehenden Reparaturkosten beteiligen würde und zahlte uns 50.000 Kyat. Für das Hotelzimmer kann er allerdings nicht zahlen, da er nicht genügend Geld bei sich hatte und ja noch weiter müsse. Warum er nicht einfach etwas abheben konnte verstanden wir zwar nicht, waren aber einverstanden. Für die zweite Hotelnacht kamen wir also selber auf und dieses Mal roch das Zimmer auch nicht so komisch und es war vollständig ausgestattet. “ich wusste doch, dass sie uns gestern ihr schlechtestes Zimmer gegeben haben“ sagte Arne zu mir. Und das nur weil wir durch irgendeinen Rabatt im Internet weniger gezahlt hatten. Durch Zufall hat Arne noch einmal den Besitzer des Autos auf dem Flur getroffen und ihm eine gute Fahrt gewünscht. Drei Sekunden später klopfte es an unserer Tür und der Autobesitzer sagte uns, er würde doch für das Hotelzimmer zahlen. Dann ist ja alles geklärt. Dachten wir, doch am nächsten Morgen, als Arne auschecken wollte, sollte er noch einmal für das Zimmer zahlen. Okay, vielleicht wusste die nette Dame nicht, dass der Autobesitzer gestern bereits für uns gezahlt hatte, doch der Hotelmanager wusste es mit Sicherheit und der versuchte ebenfalls die Dame darin zu unterstützen, bzw. hinderte sie nicht daran, dass sie Arne ein zweites mal das Geld für das Zimmer abknüpfen wollte. Nicht mit uns. Arne brauchte sich nur neben den Manager zu stellen und ihm zu fragen was dass sollte und da sagte er sofort: “okay, okay, you can go, es ist bezahlt“. Kopfschüttelnd sind wir, so schnell uns die Räder tragen konnten, davon gefahren. In diesem Hotel wurde nicht nur mein Rad angefahren, sondern wir wurden auch das erste Mal so richtig dreist beschiessen. Zumindest haben sie es versucht. Ansonsten waren unsere Hotelerfahrungen in Myanmar besser. Zwar war es meinst viel zu teuer oder sie boten uns zuerst nur dass teuerste Zimmer an und verschwiegen uns die günstigeren Varianten, aber auch an diesen Herausforderungen sind wir gewachsen und wussten damit umzugehen.

Kühe angeln

Richtig gelesen, Kühe angeln. Dass geht in Myanmar, zumindest sieht es so aus, als ob die Kühe an einer Angel hängen. Damit die Kühe nicht weglaufen und an ihren Weideplätzen bleiben, binden die Burmesen ihre Kühe an eine dünne Schnur, die wiederum oben an der Spitze einer langen Holzrute festgebunden ist. Die Holzrute ist unten am dicken Ende mit einem Stein beschwert und liegt auf einem Pfahl auf (etwa wie eine Wippe). Und so sieht es aus, als ob die Kühe an einer Angel hängen, die auf einer Angel-Ruten-Halterung steht. Durch den Spielraum der Holzrutenspitze, die sich ja nach oben und unten bewegen kann (wie eine Wippe), hat die Kuh einen gewissen Spielraum, um sich zu bewegen. Vielleicht ist es ja auf dem Foto ein bisschen besser zu erkennen.

Mittwoch, 7. August 2019

Buddhismus in Myanmar

Ein Thema, um welches man in Myanmar auf keinen Fall herum kommt, ist der Buddhismus. Wie ich in einem der vorangegangenen Artikel schon beschrieben habe gibt es zahlreiche Pagoden, Klöster und Buddhastatuen. So gibt es auch viele buddhistische Schulen, die meist den Klöstern angegliedert sind und zahlreiche Kinder und junge Menschen beherbergen. Diese besuchen aus unterschiedlichsten Gründen die Schulen bzw. Klöster. Oft ist die Schulbildung und/oder die finanzielle Lage der Eltern, die sich nicht ausreichend um den Lebensunterhalt und die Bildung kümmern können. In Myanmar gibt es vor allem in den ländlichen Regionen kaum richtige Schulen, sodass die Klosterschulen die einzige Alternative darstellen. An von Stiftungen gegründeten Klosterschulen können die Kinder mitunter auch Schulabschlüsse machen und die Bildung ist zudem noch kostenlos. Später können sie mit dem Abschluss sogar an einigen Universitäten in Myanmar studieren. Die im Kloster lebenden Menschen werden Novizen genannt. Ihnen wird das Kopfhaar rasiert und auch das restliche Körperhaar entfernt, aus Gründen der absoluten Reinheit. Sie müssen 227 Ordensregeln befolgen und widmen ihren Alltag vor allem der Meditation und dem Studieren heiliger Schriften. Außerdem gehört zum täglichen Ablauf, das Waschen des eigenen Körpers und des Gewandes. Sie ziehen jeden Morgen, nur mit ihrer Almosenschale (meistens schwarz) bewaffnet, durch die Straßen und sammeln Spenden in Form von Reis und anderem Essen ein. Wir haben sie oft in einer Reihe hintereinander an der Straße von Haus zu Haus entlang laufen sehen. Meist ist noch ein erwachsener Mönch dabei, da die Kinder oft noch sehr jung sind. Viele der jungen Mönche, die in eine Klostergemeinschaft eintreten, bleiben nur wenige Wochen, denn wer sich ordinieren lassen möchte, muss mindestens 20 Jahre alt sein und über längere Zeit im Kloster dem Buddha nach allen Regeln dienen und dass ist nicht gerade einfach für so junge Menschen. Die Regeln für die Mönche in Myanmar sind sehr streng: Sie dürfen über keinerlei weltlichen Besitz verfügen, ausgenommen Roben, einer Almosenschale, Rasiermesser und einem Sieb für das Trinkwasser. Sie dürfen niemanden beleidigen oder verletzten und geloben ewige Keuschheit. Frauen dürfen aus diesem Grund weder einen Mönch noch dessen Almosenschale berühren. Es gibt viele weitere Regeln, die beachtet werden müssen, wenn man mit dem Buddhismus in Berührung kommt. Zum Beispiel darf man um Statuen, Pagoden, fest stehende Gegenstände etc. nur links herum gegen. Man darf niemals mit den Fußsohlen, sie werden als unrein angesehen, auf einen Buddha (Mönch oder Mensch) zeigen und auch nicht mit dem Zeigefinger auf ihn deuten. Sie benutzen dazu den Daumen oder Ellenbogen. Für uns bedeutete es jedes Mal wenn wir einen Tempel betraten, aufgepasst! Schon vor dem Kloster/Tempel mussten wir die Schuhe und Socken ausziehen, bei der Begrüßung durften wir nicht wie in Deutschland die Hände geben. Bei Statuen die uns im Wege standen mussten wir aufpassen, dass wir immer links um sie herum gingen, auch wenn das der längere Weg war und beim Schlafen vor dem Altar, wie wir es in einem der Tempel machten, mussten wir uns so platzieren, dass wir nicht die Füße zum Altar/Buddah richteten. Waren wir hingegen bei einer christlichen Gemeinde, war es wieder Thema die Hand zur Begrüßung zu geben und vor dem Essen zu beten. Wir haben viel über die unterschiedlichsten Religionen (Buddhismus, Islam, Hinduismus) gelernt. Wir sind immer und überall in Fettnäpfchen getreten und wir haben oft über das Verhalten anderer gegrübelt. Es hat uns besonders viel Spaß gemacht nur durch Beobachtung die Gewohnheiten der unterschiedlichen Religionen herauszubekommen und zu erraten. Wir haben bestimmt das eine oder andere Mal komplett die falschen Schlüsse gezogen, doch dies konnten wir in den Momenten nicht herausfinden, da die Menschen vielleicht kein Englisch konnten oder es mit ihrem wenigen Englisch falsch erklärt haben. Egal, das macht nichts. Was wir auf jeden Fall auf dieser langen Reise durch die unterschiedlichsten Kulturkreise gelernt haben, ist folgendes: egal welche Kultur, welche Sprache und welche Religion, alle haben ein Dach über dem Kopf, Essen regelmäßig warme Mahlzeiten, verdienen ihren Lebensunterhalt mit Arbeiten und gestalten ihre Freizeit. Diese gestalten sie zwar individuell, aber sie spielen letztendlich doch alle mit ihren Handys, sitzen vor dem Fernsehen, spielen Karten, rauchen oder trinken. Wir haben gelernt uns auf unterschiedliche Situationen einzustellen und das besonderes gut und schnell. Heute hier morgen dort. Jetzt eine Villa, später eine Lehmhütte. Mal darf man als Frau einen Mann ansprechen, mal darf man es nicht. Einmal muss man draußen am Brunnen duschen und ein anderes Mal mit einem Waassereimer im Badezimmer. In einer Region wird nur mit Löffel und Gabel gegessen, wo anders wiederum nur mit den Händen und wieder wo anders bekommt man nur zwei Holzstäbchen zum Essen. Mal hat man Stühle zum sitzen, mal hat man Hocker und mal hat man einen Teppich. Das geht ewig so weiter. Wir sind jetzt auf jeden Fall anpassungsfähig wie ein Chamäleon.

Mittagessen

Da das Frühstück meist schon sehr früh gegessen wird, wird auch das Mittagessen oft schon ab 11 Uhr angeboten. Auch dieses gibt es an zahlreichen Straßenständen und Restaurants. Es ist ganz normal außer Haus zu essen und so ist es wenig überraschend, dass dort eine Vielfalt an frischen Leckereien verkauft wird. Üblicherweise gibt es Reis mit einer Vielzahl kleiner Schalen mit unterschiedlichen Gerichten, Gewürzen, Fisch, Fleisch und Gemüse. Für uns war es bis zum Ende nicht ganz verständlich wie das wirklich lief, wie es abgerechnet wird und so bestellten wir einfach Reis und ließen uns überraschen was sie uns noch auf den Tisch stellen werden. Und dass war in der Regel mehr als genug. Sie brachten uns von allem, was sie vorbereitet in der Küche hatten, etwas. Oft mussten wir sie sogar stoppen noch mehr Schälchen mit Leckereien auf den Tisch zu stellen. Satt wurden wir davon allemals. Wenn wir keinen Reis bestellen wollten bestellten wir eine Nudelsuppe, die entweder selbst gemacht wurde oder einfach aus einer der vielen Fertigtüten genommen wurde. Oder wir bestellten “Fried Noodle“ (gebratene Nudeln). Das beides gab es überall, doch geschmeckt hat es immer anders.