Mittwoch, 26. Dezember 2018

Tagesbeute

Wie ihr vielleicht auch schon mitbekommen habt, wird hier im Iran die Gastfreundschaft GROß geschrieben. Dazu kommt, dass sie, je weiter man in den Süden kommt, noch zu nimmt. Wenn wir also im Norden alle fünf Tage eine Einladung bekommen haben, bekommen wir hier im Süden durchschnittlich jeden zweiten Tag eine Einladung und das ist nicht übertrieben. Teilweise bekommen wir zwei bis drei an einem Tag. Manchmal ist es richtig schwer die Einladung abzulehnen und die Leute sind oft enttäuscht. Um so mehr freuen sie sich wenn sie uns etwas schenken können. Viele halten uns an der Straße an und schenken uns Obst oder Kekse. Wir haben auch schon einen frischen Kaffee bekommen, der mit einem Gaskocher im Auto am Haltestreifen gekocht wurde. Einer hat uns 15 Limonen geschenkt, sie waren saftig, süß und erfrischend, nur sind wir gerade durch die Berge gefahren und ich kann euch sagen, das war schwer. Am Freitag ist für die Iraner Wochenende und alle fahren mit ihrer Familie ins “Grüne“ und machen Picknick. Überall sieht man dann die Autos stehen, kleine Feuerchen und riesige Picknickdecken. Kurz gesagt, jeder hat alles was man so braucht im Auto, was für uns bedeutet, dass sie auch etwas für uns dabei haben. Einen Freitag haben wir fünf Mahlzeiten geschenkt bekommen. Reis mit Kebab und einer Tomate in einer Styroporbox. Dazu gab es dann noch Joghurt und Dugh (Trinkjoghurt). Es war so: Wir haben uns an einer Tankstelle in den Schatten gesetzt und etwas von unserem Brot, der Karottenmarmelade und den Datteln gegessen. Da kam eine Familie und schenkte uns etwas kleines zum Naschen. Ein anderes Mädchen kam und wollte ein Interview mit mir machen und noch eine andere Familie wollte ein Foto von uns. Dann waren wir auch langsam gesättigt und wollten weiter fahren. Da stoppte plötzlich ein Auto und der Herr sagte etwas zu uns, aber wir verstanden ihn nicht und sagten ihm, dass wir kein Fasi sprechen. Also stieg er einfach aus, ging an seinen Kofferraum und holte zwei Mahlzeiten heraus, stellte sie wortlos neben uns und fuhr davon. Zwei Minuten später, Arne war noch nicht mal dabei eine der Mahlzeiten zu essen, stieg noch ein Herr aus seinem Auto und drückte uns eine Tüte in die Hand und fuhr davon. Natürlich war da noch eine Mahlzeit drin. Jetzt packten wir unsere Sachen zusammen und nichts wie weg hier. Wir fuhren etwa drei Kilometer, da stoppte ein Auto vor uns, ein Mann stieg aus und machte mit den Händen eine Bewegung, dass wir anhalten sollten. Wir stoppten also und da hatte er auch schon zwei Mahlzeiten aus seinem Auto geholt. Ehe wir uns versahen drückte er sie uns in die Hand und stieg in sein Auto. Wir versuchten ihm noch zu erklären, dass wir das alles gar nicht essen können, doch da sagte er nur, dass wir die Energie brauchten und fuhr davon. Einfach weg fahren können die echt gut :D und wir standen da und wussten nicht so recht wo hin damit. Wir klemmten es irgendwie hinten drauf und versuchten nun etwas voran zu kommen, ohne dass wir noch mehr bekommen. Zum Essen haben wir uns unter irgendwelchen Büschen versteckt, damit uns keiner sieht und uns noch mehr geben kann. Vorsichtig trauten wir uns dann doch wieder aus unserem Versteck und fuhren weiter. Plötzlich fuhr eines der Autos verdächtig langsam. Beide beteten wir, dass er nicht anhalten würde, doch da stoppte der Wagen schon, ein Mann stieg aus und machte den Kofferraum auf. Wir hielten den Atem an. Der Mann drehte sich zu uns und hielt uns.. eine Wasserflasche hin. Puhh, waren wir erleichtert :D Wir freuten uns sogar, da wir kein Wasser mehr hatten und gerade in die Stadt wollten um welches zu kaufen und diesen Weg konnten wir uns jetzt sparemn. Wir füllten also unsere Wasservorräte auf und suchten uns einen Schlafplatz am Strand. Wir haben viele Bilder mit den gesamten Dingen, die uns die Menschen an einem Tag geschenkt haben und da übertrifft eines das andere :D Beim Einkaufen und Taxifahren wollen die Menschen oft nicht, dass wir zahlen und wir müssen die Menschen manchmal sogar dazu zwingen das Geld anzunehmen oder wir legen es einfach hin und gehen weg. Beim Brot kaufen, stellen wir uns hinten an und die Menschen wollen uns ihr Brot geben, damit wir nicht warten müssen. Wenn uns die Menschen einladen und wir freundlich ablehnen, fragen sie so lange, bis wir einen Schritt auf sie zu machen und wenn wir Trinkgeld geben, schenken sie uns dafür ein Bonbon. Wir haben es “aggressive Freundlichkeit“ genannt.

Wenn Arne Feuer macht ;)

Ab ins Grüne

Als wir vor zwei Monaten noch durch den Norden vom Iran gefahren sind war alles noch sehr herbstlich. Es gab Bäume und Büsche und grüne Flächen. Dann kamen wir immer weiter südlich und die Bäume und grünen Flächen verschwanden. Es war felsig, steinig und trocken. Jetzt wo wir so weit südlich sind, dass es wieder Wasser und feuchte Luft vom Meer gibt, gibt es auch wieder grüne Flächen (allerdings künstlich beregnet) und grüne Bäume, naja, es sind keine Bäume, sondern Palmen. Wie Oasen gibt es hier immer wieder Datttel- und Zitronenplantagen. Es war sehr spannend zu sehen wie sich die Landschaft veränderte und wie unterschiedlich die Regionen, Täler und Hochebenen waren. In einer Region wurde Reis angebaut, in einer anderen Olivenbäume, in wieder einer anderen gab es Granatäpfel und Pistazien und in noch einer anderen waren es Tomaten. Und dann gab es noch eine Gegend die war voll mit Dattelpalmen und jeder hatte seine eigene im Garten stehen. Es gibt bestimmt noch viele weitere Regionen, die wir nicht gesehen haben. Der Iran ist sooo ein großes Land! Auf dem ersten Bild sind Tomatenfelder.

Traditionelles Brot

Wir stoppten mit dem Auto vor einer ganz gewöhnlichen Auffahrt. Ein großes Tor für das Auto und ein kleines für den täglichen Gebrauch. Beide waren verschlossen und irgendwo befand sich bestimmt auch noch eine Klingel. Doch wir klopften geradewegs am Tor und warteten bis der Schall den Innenhof überquerte und einen der Bewohner erreichte. Nur kurze Zeit später wurde uns die Tür geöffnet. Langsam gingen wir dem Herrn hinterher, der uns Willkommen hieß. Wir gingen einmal über den Hof und um eine Ecke und da standen wir auch schon in der “Bäckerei“. Es war etwa wie eine Garage mit einem eher geschlossen Teil und einem offenen, aber überdachtem Teil. Hier wird täglich traditionelles Brot gebacken, welches in den Läden der Stadt verkauft wird. In dem hinteren, eher geschlossenem Teil saßen zwei Frauen auf dem Boden und rollten auf einer Runden Holzplatte mit einem Holzstab eine Teigkugel zu einem ganz dünnen Fladen. Dazu verwendeten sie viel Mehl und machten mit dem Stab viele kleine und schwungvolle Bewegungen und drehten und wendeten den Teig dabei. Ich durfte es auch einem versuchen, doch es war nicht so einfach wie das Plätzchenteigausrollen. Das die Frau, mit der ich es gemeinsam versuchte bereits seit fünfzehn Jahren täglich acht Stunden Übung hat, machte sich auf jeden Fall bemerkbar. Nachdem der gesamte Teig, der aus Mehl, Wasser und Salz besteht, ausgerollt war und die Teigfladen übereinander lagen, wurde der Turm in den vorderen, offenen Teil getragen. Dort standen am Boden zwei mit Gas beheizte runde Metallplatten, die eine Wölbung nach oben hatten (quasi wie eine umgedrehte flache Metallschale). Mit einem Holzstab legte die Frau einen Fladen (traditionelles Brot) auf die Platte und wendete ihn, um ihn, nach dem er fertig war, auf die Seite zu legen. Dort werden die Brote gesammelt und von den Ladenverkäufern abgeholt. Zu unserer Überraschung kam noch die Großmutter mit ihren 85 Jahren hinzu, setzte sich vor die Platten und bug das Brot geschwind wie ein junges Mädchen. In dieser traditionellen Familienbäckerei werden täglich 300 traditionelle Brote gebacken, die bei den Menschen bei keiner Mahlzeit fehlen dürfen. Es gibt von Region zu Region unterschiedliche traditionelle Brote und dann gibt es noch industriell hergestelltes Brot und es gibt noch ein paar andere Sorten Brot. Unser Lieblingsbrot zum Beispiel ist Sangak. Es wird in einem großen Ofen auf vielen kleinen heißen Steinen gebacken und wenn das Brot aus dem Ofen direkt über die Theke in deine Hand kommt, sind oft noch ein paar Steine auf der Unterseite.

Im Sommer angekommen

Montag, 24. Dezember 2018

FROHE WEIHNACHTEN!

Wir senden Euch warme und sonnige Weihnachtsgrüße aus Bandar Abbas.

Neue Straße

Von unseren Gastgebern haben wir gesagt bekommen, dass es auf der nächsten Etappe eine neue Straße gibt, die noch nicht in den Karten eingezeichnet ist, aber durchaus schon befahrbar sei. Und außerdem sollte diese Straße nicht ganz so viele Höhenmeter haben. Also beschlossen wir, diese Straße zu nehmen. Vorher haben unsere Gastgeber Arne mit dem Auto noch den richtigen Weg gezeigt, da er ja noch nicht ausgeschildert war. Diese Straße war der Hammer. Sie war glatt, breit und (fast) unbefahren. Doch plötzlich war die Straße einfach weg. Der Untergrund war hügelig und steinig und der ganze Schwung ging verloren. Ich wollte gerade schon anfangen zu fluchen, da war plötzlich die Straße wieder da. Glatt, breit und unbefahren. Nur eine Ziegenherde überquerte die Straße und ab und zu überholte uns doch ein Auto. Es lohnt sich immer wieder die Einheimischen nach dem besten Weg zu fragen. So entdeckt man schöne Gegenden und tolle Landschaften. Und manchmal sind auch die Straßen sicherer.

Fotos/Iranische Hochzeit

Auf diesen Bildern seht ihr wie bei den Männern am Hochzeitsvorabend die Lebensmittel von der Mauer geworfen wurden und die Menschen mit den traditionellen Tüchern tanzen.

Iranische Hochzeit

Wir sind heute bei einem Freund von einem Freund untergekommen. Nach einem Tee sind wir gemeinsam mit dem Auto zu einem trockenen Wasserfall zwischen einer Bergspalte gefahren. Der Sonnenuntergang war traumhaft schön und die Fläche, wo das Wasser normalerweise herunterläuft, war spiegelglatt. Die Fläche war so glatt, dass wir wie auf einer Rutsche herunterrutschen konnten :D natürlich war der Wasserfall nicht so steil wie man sich normalerweise einen Wasserfall vorstellt. Nach dem gemeinsamen Abendessen mit der ganzen Familie am Boden, stand die Frage im Raum, ob wir nicht mit auf die Hochzeit von einem Freund gehen wollen. Ehrlich gesagt, war es mir zu viel und so drucksten wir ein bisschen herum und entschlossen uns für ein Nein. Natürlich gab es am nächsten Tag noch eine andere Hochzeit, diesmal von einem aus ihrer großen Familie (hier ist ständig irgendeine Hochzeit) und so fragten sie uns ob wir vielleicht morgen mitkommen wollten. Eigentlich wollten wir endlich mal wieder etwas mehr Fahrrad fahren und nicht überall zwei Tage chillen. Doch eine iranische Hochzeit wollten wir uns nicht entgehen lassen und so blieben wir doch einen Tag länger. Übernachten durften wir neben an bei dem Bruder, der mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Söhnen für uns das komplette Haus räumte und drüben in seinem Elternhaus übernachtete. Dabei war das Haus riesig und es hätten glatt zwei Familien Platz gefunden. Jetzt stand also der Tag der Hochzeit an. Morgens haben wir noch gemütlich gefrühstückt, Mittags haben wir gemütlich Mittag gegessen und Nachmittags haben wir gemütlich Obst gegessen. In der Familie war noch keine Regung und wir wollten nun dann doch mal wissen wann es los geht. Die Antwort war in 15 Minuten. Wir sind losgeflitzt, haben uns geduscht und umgezogen und standen pünktlich zur Abfahrt vor der Tür. Natürlich war das mal wieder viel zu deutsch. In die Familie ist jetzt auch Bewegung gekommen. Die Mädels und Frauen haben sich hübsche Kleider angezogen und sich mit Schmuck und hohen Schuhen richtig in Schale geschmissen. Zum Schluss wurde der schwarze Tschador übergeworfen und alles wurde darunter wieder versteckt. Nach einer halben Ewigkeit konnten wir endlich starten. Alle drängten sich in die kleinen Autos und los ging die wilde Fahrt. Ob da jetzt zwei auf dem Beifahrersitz saßen oder fünf auf der Rückbank, spielte keine Rolle. Das Auto stoppte und wir durften wieder aussteigen. Ich machte die Tür auf und stieg aus. Arne machte die Tür auf und wollte aussteigen, aber er wurde zurück gerufen und plötzlich fuhr der Fahrer wortlos mit ihm wieder weg. Die Mädels nahmen mich in ihre Mitte und so gingen wir durch ein Tuch hindurch in einen ummauerten Innenhof. Mir kam laute Musik, Gekreische und wildes Getanze entgegen. Leicht überfordert setzte ich mich mit den anderen auf einen Teppich der am Boden lag. Jetzt konnte ich erstmal in Ruhe die Lage überblicken. Hier waren nur Frauen und daraus schloss ich, dass die Feier getrennt statt fand. Dann war da eine Kamera die alles filmte und die Hälfte der Frauen tanzte und die anderen saßen am Rand und taten nichts. Jetzt wurde es auf einmal noch unruhiger und drei Männer kletterten mit großen Kartons auf die Mauern. Sie rissen die Kartons auf und holten Chips, Süßes und Getränke heraus und warfen dies in die Menge. Der Höhepunkt der Feier waren dann die Dollar Scheine die in die Luft geworfen wurden. Es war ein riesiges Durcheinander und alle versuchten irgendetwas abzukriegen. Dann waren die Kisten leer, das Fest war vorbei, die Musik war aus und alle gingen wieder nach Haus. Also wieder rein ins Auto. Dann wieder raus aus dem Auto und rein ins Haus. Da wurden dann die schwarzen Tschadors wieder abgelegt und die schicken Kleider kamen wieder zum Vorschein. Ich war froh Arne wieder zu sehen und er berichtete mir, dass es bei ihm genauso wild zuging. Doch er durfte nicht am Boden sitzen und zuschauen, sondern wurde in die Mitte der Menge geschoben und musste vor laufender Kamera tanzen. Jetzt hieß es auf einmal, dass das noch gar nicht die richtige Hochzeit war, sondern nur der Vorabend einer anderen Hochzeit und wir würden uns jetzt für die richtige Hochzeit fertig machen. Da waren wir erleichter. (Die Hochzeiten im Iran gehen wohl drei Tage lang) Ich ging also mit den Mädels und Frauen ins Zimmer und wir zogen uns erneut um. Sie hatten auch für mich ein traditionelles Kleid und so fiel ich gar nicht mehr so dolle auf :D Ich bekam also zwei Unterröcke, die an der Taille so eng geschnürt wurden, dass ich kaum noch Luft bekam. Dann kam der richtige Rock, pink, mit Perlen bestickt und sehr schwer. Das Oberteil war passend zum Rock auch in Pink und mit Perlen übersät. Natürlich gab es auch einen Hidschab (Kopftuch), doch diesmal nur durchsichtig und dann noch ein Stirnband. Klar bekam auch ich noch Schmuck und schminken wollten sie mich auch noch, aber das wurde mir dann zu viel. Ich schaute lieber zu wie sie sich gehenseitig die Haare machten, schminkten und blaue Kontaktlinsen einsetzten. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir dann soweit. Wieder rein ins Auto, diesmal passte es nicht so gut wie beim ersten Mal, da wir mit unseren Kleidern doppelt so dick waren, hin zur Hochzeit und wieder raus aus dem Auto. Auch diesmal durfte Arne wieder nicht mit aussteigen. Wieder gingen wir in einen ummauerten Innenhof und wieder kam uns laute Musik entgegen und tanzende Frauen, doch diesmal war alles etwas gesitteter. Wir legten unsere Tschadors ab und reiten uns in die tanzende Menge mit ein. Außen wurde im Kreis getanzt und in der Mitte konnte man sich frei bewegen. Es machte Spaß nach iranischer Art zu tanzen und die Mädels drängten sich um mich und wollten mit mir tanzen. Das ging dann etwa eine Stunde so bis plötzlich die Menschen unruhig wurden, sich teilweise hinter Tüchern versteckten und aufhörten zu tanzen. Die Tore der Einfahrt wurden geöffnet und langsam kam ein Auto in den Innenhof gefahren und die Braut und der Bräutigam stiegen aus dem Auto. Als die Tore wieder geschlossen waren, wurden die Frauen wieder etwas lebendiger und fingen erneut an zu tanzen. Für mich war es schwer irgendeine Zeremonie, Rituale oder Strukturen zu erkennen und alles war einfach nur bunt und laut. Wir tanzten fast die ganze Zeit und je nachdem welches Lied gespielt wurde, tanzten wir entweder mit oder ohne traditionellen bunten Tanztüchern. Mir machte es richtig Spaß und ich muss sagen, ich war fast froh, dass es dort ein Foto- und Filmverbot gab, denn sonst wäre ich vor lauter Selfies gar nicht mehr zum Tanzen gekommen. So kamen die Mädels nur so zu mir und fragten mich, ob sie auch mal mit mir tanzen dürften. Das ging alles so lange bis um Punkt 22 Uhr die Musik ausging und alle langsam wieder nach Hause gingen. Also mit den riesen Röcken wieder rein ins Auto und ab nach Hause. Dort sah ich dann Arne auch wieder und der erzählte mir, er habe den ganzen Abend nur Shischa geraucht und nicht einmal das Brautpaar gesehen. Doch wenn wir noch einen Tag länger bleiben, müsste er morgen auch noch tanzen. Das haben wir natürlich nicht gemacht :D Es ist wahrscheinlich also so, dass nach dem “Polterabend“ das Brautpaar erst einen Abend mit den Frauen tanzt und dann einen Abend mit den Männern. Aber so ganz genau wissen wir es auch nicht, da keiner unserer Gastgeber richtig Englisch konnte.

Samstag, 22. Dezember 2018

Shiraz/Persepolis

Einen Tag in Shiraz verbrachten wir damit die altpersische Residenzstadt Persepolis zu besichtigen. Persepolis war eine der Hauptstädte des antiken Perserreichs unter den Achämeniden und wurde 520 v. Chr. von Dareios I. im Süden Irans in der Region Persis gegründet. Die kunstvollen Gebäude und Paläste entstanden auf einer künstlichen Terrasse von 300 × 500 Metern, aus Stein gehauen und nur mit einer hohen Backsteinmauer umgeben. Sehr beeindruckend war – neben drei Palästen mehrerer Könige – der Hundert-Säulen-Saal, vor allem aber der Audienzsaal Apadana mit 36 Säulen von knapp 20 Metern Höhe. Die Kapitelle der Säulen sind mit Stier- und Löwenmotiven verziert, den Symbolen der Könige; auch Vogelkapitelle und Keilschrifttexte in elamischer Sprache finden sich. Die Palaststadt wurde 330 v. Chr. durch Alexander den Großen zerstört, aber ihre (teils wiederaufgebauten) Reste können auch heute noch besichtigt werden. Da bei der Zerstörung die Bewässerungsanlagen ebenfalls vernichtet worden waren, wurden die Gebäude weitgehend vom Wüstensand bedeckt und dadurch konserviert.

Shiraz

In Shiraz haben wir wie “normale“ Touristen gelebt. Wir sind mit dem Taxi zu den Sehenswürdigkeiten gefahren, haben Eintrittskarten bekommen und viele Fotos gemacht. Wir haben die Nasir-ol-Molk-Moschee, auch bekannt als Pinke Moschee, besichtigt. Wir waren bei dem Grab von Hafez (berühmter persischer Dichter) und der dazugehörigen Gedenkhalle, der Hāfezieh. Wir haben in einem traditionellen Restaurant frischen Granatapfelsaft und Tee getrunken. Wir sind über den Vakil-Basar geschländert und haben in einem traditionellen Café Frühstück gegessen.

Freitag, 21. Dezember 2018

Visa verlängern

Heute haben wir uns vorgenommen unser Visum für den Iran zu verlängern. Organisiert wie wir sind haben wir einen Tag vorher bereits die Reisepasskopien und Passfotos mit Kopftuch gemacht. Wir sind frühs um 6 Uhr aufgestanden, haben unsere Unterlagen unter den Arm geklemmt und haben uns mit dem Taxi auf den Weg gemacht. Etwa um 7.30 Uhr standen wir nun vor dem entsprechendem Gebäude. Es gab zwei separate Eingänge, in denen wir jeweils erfasst und kontrolliert wurden. Mir wurde von der netten Dame gesagt, wir sollen in Zimmer 16 gehen und Arne bekam von den netten Herren die Information, dass wir in Zimmer 13 gehen sollen. Doch eine gleiche Info bekamen wir, nämlich die, dass sich die entsprechenden Zimmer im ersten Stock befinden. Wir liefen also die Treppen hinauf und versuchten es erst in Zimmer 13. Keiner da. Dann versuchten wir es in Zimmer 16. Keiner da. Also setzten wir uns erstmal in den Warteraum. Wir bekamen heraus, dass die Beamten überhaupt erst um 8 Uhr anfingen zu arbeiten und so saßen wir nun viel zu früh dort. Langsam trudelten immer mehr Leute ein und der Warteraum füllte sich. Um 8 Uhr wurden die ersten Wartenden ungeduldig und stellten sich vor die jeweiligen Zimmertüren. Dann erst kamen gemütlich die Beamten zur Arbeit. Einer nach dem Anderen. Manche mit Schlappen, manche mit Teekannen und manche mit beidem. Die die keine Teekanne mit hatten kamen nach fünf Minuten wieder aus ihrem Büro heraus und holten sich erstmal frischen Tee mit der Kanne, die sie natürlich noch im Büro herum stehen hatten. Als dass alles erledigt war, fingen sie langsam an zu arbeiten. Die Menschen tummelten sich unorganisiert durcheinander und wir wussten nicht so recht wann wir jetzt dran kommen würden und in welchen Raum wir überhaupt mussten. Dabei waren wir doch einer der ersten gewesen :D Einer der Beamten trug, nicht wie die anderen ein grünes, sondern ein weißes Hemd und machte auf uns einen wichtigen Eindruck. Wir versuchten also irgendwie an diesen Mann heran zu kommen. Langsam gingen wir Schritt für Schritt in seine Richtung. Da quatschte uns ein Beamter im grünen Hemd von der Seite an, was wir den suchen würden und da hatten wir schon unseren ersten Ansprechpartner. Dieser lief sofort los um den Verantwortlichen ausfindig zu machen und da stand auch schon der Mann in weiß vor uns. Wir hatten es geschafft in die Mühle der Bürokratie hineinzukommen. Von dem Mann in weiß, der uns das Dokument ausstellte, welches es uns erlaubte unser Visum für 30 Tage zu verlängern, ging es ins Erdgeschoss zurück. Dort wurden wir von dem einen Schalter zum anderen geschickt um uns die entsprechenden Papiere geben zu lassen, die wir wiederum bei dem einen Schalter brauchten. Wir füllten die Papiere einmal aus, nur damit uns gesagt wird, dass wir das ganze noch ein zweites Mal ausfüllen müssen. Dann endlich hatten wir es geschafft und wir konnten für unser Visum zahlen. Aber nicht einfach bar, sondern nur mit Karte, die wir natürlich für den Iran nicht hatten. Also sagte der Mann am Schalter zu dem Familienvater vor uns, dass er für uns zahlen sollte uns wir gaben ihm dann dass Geld wieder. Mit der Quittung wurden wir dann wieder zu dem anderen Schalter geschickt, wo sie kopiert wurden und dann wurden wir wieder zum anderen Schalter zurückgeschickt. Dort hefteten sie dann alles zusammen und schickten uns wieder in den ersten Stock. Dort gaben wir in einem Büro dann alles ab und sollten nun zwei Stunden warten bis unser Visum ausgestellt wurde. Diese Zeit nutzten wir um Frühstücken zu gehen, was sich hier im Iran als schwierige Aufgabe herausstellte, da es keine Kaffee- und Frühstückskultur gibt. Wie wir wieder zurück kamen war das gesamte Gebäude überfüllt und überall standen Schlangen vor den Schaltern. Wir stellten uns also an einer der Schlangen an. Deutsch wie wir sind natürlich brav ganz hinten und mit einem kleinen Abstand. Irgendwas schienen wir aber falsch zu machen, denn manche Menschen gingen einfach nach ganz vorne und erfragten etwas und andere stellten sich direkt vor uns in die Reihe. Für die schienen wir uns wohl nicht angestellt zu haben :D also rückten wir ganz dicht an die anderen Menschen heran um endlich an die Reihe zu kommen, nur um wieder zu einem anderen Schalter geschickt zu werden um von dort wieder zu einem anderen Schalter geschickt zu werden. Dort hieß es dann “noch zwei Minuten“ und so warteten wir noch zehn Minuten bis wir aufgerufen wurden und endlich unsere Pässe wieder bekamen. Wir hatten es geschafft und können bis zum 04.01.2019 im Iran bleiben :)

Isfahan

In Isfahan sind wir einige Tage bei unserem Freund Sina untergekommen. Wir haben unser Visum verlängert, die Stadt besichtigt und einen Warm Shower Gastgeber, der uns leider nicht aufnehmen konnte zum Mittagessen besucht. Isfahan ist eine sehr schöne Stadt und es gibt die Brücke “Si-o-se Pol“ die aus elf Brückenbögen besteht und einen Fluss ohne Wasser überbrückt :D Dann gibt es noch den Naqsch-e-Dschahan-Platz (persisch ميدان نقش جهان), auch „Platz des Imams“, im historischen Zentrum der Stadt. Er gehört mit fast neun Hektar Fläche zu den größten Plätzen der Welt. Am Freitag kommen alle Familien dort hin und machen Picknick. Rund herum ist ein Basar, in dem man verschiedene typische Dinge kaufen kann. Wir wurden von einem Teppichhändler auf einen Tee in seinen Laden eingeladen und haben uns von ihm alles über persische Teppiche erzählen lassen. Es ist sehr beeindruckend wie viel Handarbeit dort drin steckt und wie viele verschiedene Symbole verarbeitet werden. Jetzt wissen wir auch warum der fliegende Teppich “Fliegender Teppich“ heißt, weil er besonders leicht ist :D

Natanz

Natanz oder Natans (persisch نطنز, DMG Naṭanz) ist eine Stadt in der trockenen Landesmitte des Iran, in der Provinz Isfahan, etwa 225 km südsüdöstlich von Teheran. In den Oasen wird Obst angebaut, wobei vor allem die Birnen im ganzen Iran begehrt sind. Wir waren gerade auf dem Highway Richtung Isfahan unterwegs und haben für die Nacht einen Zeltplatz gesucht. Vorher wollten wir noch etwas einkaufen und so fuhren wir von dem Highway ab in den nächsten Ort. Der nächste Ort war Natanz und er lag 1710 m über dem Meeresspiegel und er war auch nicht etwa direkt am Highway, sondern noch einige Kilometer weit in den Bergen. Damit hatten wir nicht gerechnet und so kam es dazu, dass wir dieses kleine Bergstädtchen besuchten. Langsam ließen wir die flache Landschaft hinter uns, die Sonne ging unter und vor uns erhoben sich die schneebedeckten Berge. Ein netter älterer Herr mit seinem Enkelkind hielt neben uns und lud uns auf einen Kaffee ein. Hinter den Toren zu seinem Haus waren die Wege laubbedeckt und unberührt. Das Haus war dunkel und unbeheizt und es stellte sich heraus, das dies sein Sommer- und Urlaubshaus ist und er gleich noch nach Teheran fahren würde. Trotzdem kochte er für uns Tee und kaufte uns ein leckeres Abendessen. Für uns war es nun schon zu dunkel um einen Zeltplatz zu suchen und außerdem war es in den Bergen auch ziemlich kalt. Und so fragten wir ihn, wo wir eventuell heute Nacht bleiben könnten. Leider konnte er für uns nur ein kleines Familienhotel organisieren, in dem wir nun unter kamen und sie sich sehr gut um uns gekümmert haben. Am nächsten Tag erkundschafteten wir etwas die umliegende Landschaft mit ihren Bergen und Safrangärten.