Freitag, 30. November 2018

Religiöse Überraschung

Normalerweise kann man über “warmshowers“ oder “Couchsurfing“ ganz gut an der Anzahl der Gastgeber, die Größe der Stadt einschätzen. In der Stadt, die wir heute anpeilten waren nicht viele Gastgeber zu finden und so stellten wir uns auf eine kleinere Stadt ein. Beim Hineinfahren in die Stadt brauchte es erstaunlich lange bis wir das Zentrum erreichten. Dazu kam noch, dass eine Straße gesperrt war und wir einen Umweg fahren mussten. Dann standen wir vor einem Eingang zu einer Art Fußgängerzone wo wir nicht durchgelassen wurden. Und schon wieder mussten wir einen Umweg fahren. Wir fuhren den Weg der uns von einem Polizisten empfohlen wurde, doch diese führte in eine Sackgasse. Also alles wieder zurück zu dem Ausgangspunkt wo sie uns auch dieses Mal nicht durch ließen. Also versuchten wir unser Glück mit einem noch größeren Umweg. Das kann doch nicht sein, dass wir nicht zu dem Shop von unserem Gastgeber kommen. Wir fuhren an vielen religiösen Gebäuden vorbei und fragten uns was dass hier wohl alles ist. Dann standen wir endlich an einem Eingang zur Fußgängerzone wo uns diesmal keiner weg schickte, doch am Boden standen Poller, die so dicht beieinander standen, dass wir mit unseren Fahrrädern nicht durchkamen. Das ist nicht euer Ernst, dachte ich und da kam gerade im richtigen Moment einer mit einem Schlüssel für das Tor, der uns rein ließ. Der Shop unseres Gastgebers war im Untergeschoss einer riesen Mall. Dort tranken wir dann erstmal zwischen den ganzen Uhren, Modellautos, Gürteln und Portmonees einen Tee. Ich hatte mein Tuch, da es ziemlich warm war, so gebunden, dass man etwas meinen Hals sehen konnte. Unsere Gastgeber bat mich dann mich etwas mehr zu verhüllen und erklärte uns dann auch warum: Im 10. Jahrhundert stieg die 712 oder 713 (der Kalender ist hier anders) von Arabern aus Kufa wiederbesiedelte Stadt Ghom (Qom) zu einem der wichtigsten Zentren schiitischer Gelehrsamkeit auf. Im Jahre 817 verstarb hier Fatima Masuma, die Schwester des achten Imams, und wurde in einem prachtvollen Schrein bestattet. Der Schrein der Fatima Masuma, ist heute ein bedeutender Wallfahrtsort und dominiert mit seiner goldenen Kuppel das Stadtbild. Durch diese Geschichte kommt es dazu, dass sich an diesem Ort die religiösen Menschen tummeln und es nicht gerne gesehen wird wenn man etwas Haut von der Frau sieht. Wir besichtigten den Schrein der Fatima Masuma und da wir Touristen aus dem Ausland waren bekamen wir einen Guide. Dieser arbeitet zwei Mal in der Woche ehrenamtlich dort und möchte die Menschen Willkommen heißen und ihnen den Komplex mit seiner Geschichte etwas näher bringen. Wir haben uns sehr gut verstanden und da er ein Jahr in Deutschland an der Universität war, konnte er sogar etwas Deutsch. Er zeigte uns über die öffentlich zugänglichen Sehenswürdigkeiten auch noch den Raum, der damals für den König gestaltet wurde und gab uns etwas zu trinken. Bevor wir jedoch überhaupt das Gelände (Komplex) betreten durften mussten wir, wie alle anderen auch, durch eine Kontrolle. Dort wurden wir zwar nicht kontrolliert, sondern nur durchgewunken, aber ich bekam zusätzlich noch ein Gewand welches von meinem Kopf bis zu meinen Füßen reichte. Ich sah aus als hätte ich einen Schlafanzug an und etwas zu klein war es auch noch. Der gesamte Stoff war weiß, blau, braun geblümt. Alle anderen trugen schwarz, sodass ich aus dieser dunklen Masse herausstach wie eine Litfasssäule :D Um nun zum Schlafen zu unserem Gastgeber nach Hause zu kommen mussten wir ein Taxi nehmen. Das Auto stand direkt vor uns auf der Straße. Ich stieg hinten auf der rechten Seite ein, sodass Arne auf der linken Seite und unser Gastgeber vorne einsteigen konnte. Und dann wollte noch jemand mitfahren und da nur noch in der Mitte ein Platz frei war, bot ich mich an durchzurutschen. Unser Gastgeber sagte jedoch mit Nachdruck, dass Arne in die Mitte durchrutschen sollte und so quetschte sich Arne in die Mitte und wir schauten uns verwirrt und belustigt an. In dem Moment löste unser Gastgeber auch schon unsere fragenden Blicke auf und erklärte uns, dass es im Islam nicht üblich ist als Mann neben einer Frau zu sitzen. Wir stolpern über viele solche Kleinigkeiten, durch die wir das Leben hier immer mehr kennen lernen.

Mittwoch, 21. November 2018

Schulbesuch

In der kleinen Stadt Buinsahra, im Norden Irans, liegt eine kleine Englischschule. Der Gründer und Besitzer dieser Schule hat zwei Söhne, die in dieser Schule als Lehrer tätig sind. Einer dieser beiden Brüder war für heute unser Gastgeber. Wie wir in der Stadt ankamen und nicht die genaue Adresse wussten warteten wir an dem Standort, den uns unser Gastgeber geschickt hatte. Wir saßen gemütlich in der Sonne, Arne stellte seine Bremsen ein und ich war gerade dabei meine Schuhe zu flicken, da kamen drei neugierige Jungs vorbei und fragten uns auf englisch wie es uns geht, wie wir heißen, woher wir kommen und ob wir mit zu ihrer Schule kommen wollen. Wir bekamen heraus, dass sie eine Englischschule besuchten und einer ihrer Lehrer unser Gastgeber war. Also rafften wir schnell unsere sieben Sachen zusammen und liefen den Jungs hinterher. Kurze Zeit später befanden wir uns auf einer Bank im Innenhof der Schule wieder. Nacheinander kamen neugierig die Schüler aus den Klassenräumen. Da die Schulen hier geschlechtergetrennt sind waren es nur Jungs, die dementsprechend auch alle nur Arne begrüßten. Ihr müsst euch das so vorstellen: der riesige Arne sitzt auf einer Bank und von der einen Seite kommen die Jungs in einer Schlange aus dem Gebäude auf ihn zu, geben ihm nacheinander die Hand und versammeln sich dann auf der anderen Seite. Mir nickten sie nur schüchtern zu. Als alle uns begrüßt und sich im Innenhof versammelt hatten, wurde ein Foto gemacht. Arne hatte tausend Hände auf der Schulter und jeder wollte so dicht wie möglich neben ihm sitzen. Anschließend wurden noch tausende Selfies geschossen und da kam endlich unser Gastgeber und “rettete“ uns aus diesem Fotowahnsinn :D Da er gerade in der Schule für Mädchen Unterricht hatte, nahm er uns mit in diesen Teil der Schule. Arne ging mit unserem Gastgeber in die Klasse, in der er gerade unterrichtete und ich besuchte eine Klasse mit jüngeren Schülern, da diese noch etwas schüchtern waren. Danach sollten wir uns wieder treffen. Wir hielten also in den jeweiligen Klassen einen Vortrag und beantworteten Fragen. Natürlich wurde zum Schluss auch noch ein Gruppenfoto gemacht und einzelne Selfies. Dann war ich fertig und wollte wieder zu Arne, doch der war bereits in einer anderen Klasse, also brachten sie mich auch noch zu einer anderen Klasse. Und wieder Fragen beantworten, Foto machen und Selfies schießen. Nach dieser Klasse, hatte ich aber mal kurz Pause und ich konnte endlich meinen Tee trinken, der mittlerweile schon kalt geworden war. Ich nahm gerade meinen ersten Schluck und da wurde ich schon wieder gefragt ob wir ein Foto machen können. Und dann ging es auch schon in die nächste Klasse. Arne war mittlerweile wieder bei den Jungs und besuchte eine Klasse nach der Anderen. Wir beantworteten immer wieder die gleichen Fragen, gaben Unterschriften und stellten uns für die tausend Fotos zur Verfügung. Es war eine lustige, interessante, aber auch anstrengende Erfahrung. Die Schüler dieser Schule besuchen diese Englischschule zwei Mal in der Woche für einen Nachmittag. Sie sind etwa zwischen sieben und 18 Jahren alt und lernen ausschließlich Englisch. In der staatlichen Schule wird nicht so viel Wert auf den Englisch Unterricht gelegt, sodass zum Englisch lernen eine zusätzliche Schule (privat) besucht werden muss. Am Ende haben wir bestimmt jeder sieben Klassen besucht und waren völlig ausgehungert. Zum Abendbrot gab es Reis mit Hähnchen-Kebab, was wir in einem der Klassenzimmer aßen. Unsere Fahrräder schoben wir ebenfalls in dieses Klassenzimmer und übernachteten dort auf dem Boden.

Samstag, 17. November 2018

Fotos/Landschaft Iran

Wir verbrachten einige Tage in der Nähe von Manjil und erkundschafteten die Gegend. Wir schauten uns die Berge und den Wald, einen Stausee und einen 3.000 Jahre alten Baum an.

Ein Tag voller Gaben

Wir wussten schon, dass wir heute Abend ein leckeres Chicken-Kebab bekommen würden, also wollten wir zum Mittag nur etwas kleines Essen. Wir fuhren gerade an einer Reihe kleiner Läden und Stände vorbei und hielten also nach Obst Ausschau. Doch hier gab es nur Oliven in unterschiedlichen Größen und Farben, unterschiedlich eingelegt und in unterschiedlichen Sorten. Die Region ist bekannt für ihre Oliven und viele Leute kommen um sie dort zu kaufen. Ich entdeckte eine Kiste mit Granatäpfeln vor einem der Olivenstände und zeitgleich rief uns jemand zu ob wir nicht einen Tee trinken möchten. Wir setzten uns also auf den Bordstein und warteten auf den Tee. Ich ging derweil zu dem Stand mit den Granatäpfeln und wollte uns zwei kaufen. Ich bekam sie aber geschenkt. Dann bekamen wir unseren Tee und dazu bekamen wir noch riesige traditionelle Biscuitkekse geschenkt. Kurze Zeit später kam ein Olivenverkäufer und schenkte uns eine ganze Tüte voll Oliven. Und zu guter Letzt kam derjenige, der uns den Tee gemacht hat mit einem Feigenmarmeladenglas und schenkte uns dieses. Reich beschenkt machten wir uns wieder auf den Weg. Noch ein letztes Mal hielten wir an um auf's Klo zu gehen, bevor wir unseren Gastgeber erreichen würden. Wie wir gerade wieder los fahren wollten hielt ein Auto vor uns und wir wurden herzlich begrüßt und mit Keksen beschenkt. Wir sind mal gespannt wie es die nächsten Tage so weiter geht. Wenn alle Menschen so nett sind und uns einladen und beschenken, kommen wir kaum noch voran und werden kugelrund :D

Der erste Restaurantbesuch

Unser erstes Mal in einem iranischen Restaurant war sehr Lustig. Erst wurden wir von vier freundlichen Männern begrüßt. Ausser uns war kein Gast da und ihr wisst wie schwierig die Platzwahl ist wenn es zu viele Möglichkeiten gibt :D Einer der Männer brachte uns die Karte. Wir schlugen sie auf und sahen das hier:
Für uns war es unmöglich etwas zu lesen. Noch nicht einmal Bilder gab es und bei der Auswahl konnte uns auch keiner der vier Männer helfen, da keiner von ihnen Englisch sprach. Wir fingen alle an zu lachen und wussten nicht so recht wie wir jetzt raus bekommen konnten was wir bestellen konnten und wollten. Ich erinnerte mich an ein Bild mit Reis und Hühnchen, welches vor dem Restaurant hing. Ich ging also raus und zeigte auf das Bild. Ich hatte es geschafft, irgendetwas zu bestellen, denn einer der Männer kam und stellte uns Gemüse, Brot, Oliven, Paste und Jogurt auf den Tisch. Wir fingen an zu essen und das Sättigungsgefühl schlich sich langsam heran. Und da kamen zwei weitere Teller mit einem riesen Haufen Reis und zwei Teller mit Hünchen und Sauce. Wir hatten nun mehr als genug :D

Freitag, 16. November 2018

Unerwartete Wendung

Heute hatten wir kein Glück. Keiner der Warmshower-Gastgeber hatte Zeit für uns. Wir haben bis zum Schluss noch gehofft, dass sich einer, der vielen die wir angeschrieben haben, doch noch meldet und Zeit hat, doch vergebens. Wir kamen in der Stadt, die wir uns für heute als Ziel gesetzt hatten, an und waren etwas verplant. Klar, unser Plan, dass wir in dieser Stadt bei einem Gastgeber übernachten, hatte ja auch nicht geklappt. Ein Auto fuhr langsam neben uns her und der Herr auf dem Beifahrersitz fing an mit uns zu quatschen, er wollte uns helfen und empfahl uns ein Hotel, doch wir wollten nicht ins Hotel. Eine andere Option war zelten, doch in dieser Gegend wurde überall Reis angebaut, was hieß, dass es überall nass am Boden war. Seit einiger Zeit regnete es zu dem noch leicht und langsam wurde es auch noch dunkel. Meine Laune war im Keller. Hier geht die Sonne jetzt schon um 17 Uhr unter und Nachts wird es bis zu 5 Grad und in den Bergen bis zu 5 Grad. Ein Motorradfahrer wollte uns helfen und zeigte uns in der Stadt einen Park, in dem wir zelten konnten. Da war zwar auch der ganze Rasen mit Wasser getränkt, aber es gab Pavillons, zwar mit Betonboden, aber wir konnten mit unserem Zelt im trockenen liegen. Mittlerweile war es dunkel und wir mussten beide auf's Klo. Wir suchten das nächste Restaurant, um noch eine Kleinigkeit zu Abend zu essen und um auf's Klo zu gehen. Ich hatte keinen Hunger und hatte immer noch schlechte Laune. Arne dagegen bestellte sich ein riesiges Hähnchensandwich. In dem Restaurant war ausser uns nur noch ein anderes Pärchen. Frag mich nicht wie, aber irgendwie sind wir ins Gespräch gekommen und es stellte sich die Frage wo wir denn übernachten würden. Für uns war die Entscheidung gefallen und wir antworteten: “ im Park“. Das war für das Pärchen undenkbar. Viel zu kalt und zu nass. Sie fragten uns also ob wir ein zu Hause haben wollen und da sagten wir natürlich nicht nein. Arne aß sein Sandwich noch auf und dann gingen wir gemeinsam zu ihnen nach Hause. Wunderbar! Meine Laune stieg auch langsam wieder. Wir konnten unsere Sachen trocknen und duschen. Unsere unerwartete Gastgeberin fing sofort an zu kochen und unser unerwartete Gastgeber kümmerte sich darum, dass wir Tee bekamen, Obst und Trockenfrüchte. Später brachte er uns noch viel zu süße Kuchenstückchen und dann war das Essen auch schon fertig. Für Arne war es das zweite große Abendessen :D Das aller Undenkbarste aber war nicht etwa, dass sie uns einfach eingeladen haben, oder dass sie uns bekochten und uns mit Leckereien überhäuften, nein das Unvorstellbarste war, dass sie darauf bestanden, dass wir in einem Bett schlafen. Wir sollten das einzige Bett in der ganzen Wohnung bekommen. Unsere Gastgeber schliefen im Arbeitszimmer auf dem Boden. Da lies sich auch nichts dran rütteln :D Morgens gab es Frühstück mit frischem Brot, Rührei, Feigenmarmelade, Weichkäse, Butter und Crème. Das ist hier ein sehr typisches Frühstück. Das Ei gibt es in verschiedenen Varianten und auch die Marmeladensorte ist oft unterschiedlich und oft gibt es auch Honig. Dazu gibt es Tee oder gesüßten Pulverkaffee.

Familienfeier

Es gab irgendwie nicht so richtig einen Platz an dem wir Mittagspause machen konnten. Es gab keine Bank auf der man hätte sitzen können, es gab keinen Baum an den man sich hätte lehnen können und es gab nur nasse Wiesen auf denen man unmöglich hätte liegen können. Also setzten wir uns an den Rand einer verkehrsruhigen Kreuzung und lehnten uns an den hohen Bordstein. Heute gab es Brot von gestern mit Honig, den wir noch aus Georien hatten. Wie wir da so saßen und unser Brot in den Honig tunkten, fuhr plötzlich ein Auto um die Ecke und ist uns fast über die Füße gefahren. Das Auto stoppte und eine Frau stieg aus. Sie kam auf uns zu und lud uns ein mit zu kommen. Wir hatten kein festes Ziel für heute und da wir die Leute und die Kultur kennen lernen wollen sind wir mitgekommen. Natürlich mit dem Fahrrad und nicht im Auto. Es war nicht weit und so konnten wir einfach hinter her fahren. Zu uns kamen zwei weitere Autos die wohl auch irgendwie dazu gehörten und so fuhren wir nun in einer Kolonne die Straße herunter. Unten angekommen befanden wir uns in einem Industriegebiet vor einer riesen Halle in der Papier recycelt wird. Aus den Autos stiegen eine ganze Großfamilie, die uns nun durch die Fabrikhalle in eine große Wohnung führte. Alle zusammen saßen wir nun in einem großen Wohnzimmer auf Sofas, Sesseln und dem Boden. Insgesamt waren wir 21 Leute. Eine Mutter, sechs Töchter, drei Ehemänner, sieben Enkelkinder, zwei Freunde und wir. Alle sind gerade vom Meer zurück gekommen und waren etwas durchgefroren und hatten Hunger. Doch als erstes sollten wir etwas bekommen und daran lies sich auch nichts ändern. Vor uns wurde ein kleiner Tisch platziert und wir bekamen Kaffee und haufenweise Obst. Alle anderen schauten uns nun zu wie wir unseren Kaffee tranken und warteten auf ihren Tee. Als der Tee dann fertig war und jeder eine Tasse bekommen hatte, wurde der Zucker herum gereicht und jeder ließ zwei bis drei Zuckerwürfel in seine kleine Teetasse plumsen. Wir saßen nun alle so beisammen und quatschten miteinander bzw quatschten wir nur mit zwei von ihnen, da der Rest leider kein Englisch konnte und tranken Tee. Plötzlich standen alle auf und fingen an zwei Einmaltischdecken auf den Boden zu legen. Nach einander gingen sie in die Küche und kamen mit Tellern, Besteck (im Iran wird alles mit Gabel und Löffel gegessen), Becher, Reisplatten und anderen Leckereien wieder und verteilten es auf den Tischdecken. Wir haben alle gemeinsam, jung und alt, groß und klein im Schneidersitz am Boden gesessen und gegessen. Nachdem alle satt waren wurde gebetet in dem einer etwas sagte und die anderen im Chor etwas antworteten oder so. Es war für uns nicht so ganz verständlich. Jetzt war Zeit für den spaßigen Teil. Erst wurde Trommel gespielt und dazu gesungen. Dann wurde Keyboard gespielt und gesungen. Eine fing an zu tanzen und nach und nach tanzten immer mehr, bis das Wohnzimmer bebte. Ich versuchte auch mein Glück im iranischen Tanz und Arne saß unglücklicherweise neben der Mutter der sechs Töchter (Großmutter). Eigentlich war er ganz zu frieden, einfach da zu sitzen und nicht zu tanzen. Doch die Großmutter war anderer Meinung und fing an, ihn auf Farsi voll zu quatschten und wie Arne mit dem Kopf schüttelte und sich weigerte zu tanzen wurde sie immer lauter und schob ihn auf die Tanzfläche :D Es war ein sehr herzlicher und lustiger Abend. Geschlafen haben alle zusammen auf dem Boden, nur wir beide haben draußen auf dem Balkon geschlafen. Zum Abschied wurde noch ein aller letztes Foto gemacht, nachdem den ganzen Abend lang schon fotografiert und gefilmt wurde, und dann sind alle wieder abgereist.

Dienstag, 13. November 2018

Wir haben es bis in den Iran geschafft!

Wir sind erfolgreich über die Grenze gekommen! Nachdem wir eine halbe Stunde lang den richtigen Eingang zum Grenzübergang gesucht haben und uns jeder eine andere Richtung angezeigt hat haben wir es dann doch endlich geschafft. Die Grenze war sehr chaotisch und kaum beschildert. Da wir noch zwei Stunden auf unseren Gastgeber warten mussten, konnten wir uns das rege Treiben in der Stadt Astara anschauen. Viele Menschen kamen mit vollen Tüten zur Grenze und brachten mit der ganzen Familie günstige Töpfe, Decken, Lebensmittel und Bügelbretter nach Azerbaijan rüber. Inmitten des Getümmels beteten die Menschen unter einem Feuerwehrzelt und wer sich noch einmal durchchecken lassen wollte, der konnte zu einem anderen offen Zelt gehen und dort seinen Blutdruck messen lassen. Den nächsten Tag verbrachten wir damit unser Geld zu tauschen und für mich die passenden Klamotten auf einem Basar zu kaufen wie zum Beispiel ein Kopftuch und ein langärmliges Oberteil, welches die Hüften bedeckt. Nun sind wir schon seit acht Tagen im Iran und es gefällt uns sehr sehr gut!

Sonntag, 11. November 2018

Bilder/Azerbaijan

Berühmter Künstler in Azerbaijan

Da unser Freund in Baku neben seinem Architektenjob noch ein leidenschaftlicher Künstler war, hatten wir Kontakt zu einem anderen Künstler, der sein Atelier auch in der Altstadt von Baku hatte. Dieser Künstler ist in Azerbaijan landesweit bekannt und heißt Ali Shamsi. Erst kam er zu uns ins Atelier und zeichnete irgendeinen Traum von ihm auf ein Blatt Papier. Dann erzähle er noch etwas von seinen Reisen in das Himalayagebirge, welche er alle barfuß beschritt. Überhaupt läuft er die ganze Zeit barfuß :D Wir besuchten ihn später in seinem Atelier, wo er uns seine Ideen, die hinter seinen Bildern stecken, erläuterte und zum Abschied malte er uns noch ein Bild und signierte uns zwei Postkarten von ihm. Ali Shamsi ist ein sehr interessanter Künstler mit vielen Erfahrungen. Er mahlt seine Bilde mit vollem Körpereinsatz auf große Leinwände. Schaut gerne mal im Internet nach ihm ;) Auf den Bildern seht ihr die Hauswand seines Atelies, den Baum vor seinem Atelier und die signierten Postkarten, die im Originalen eine Größe von 3x2 m haben.

Bilder/Baku

Werden wir verhungern?

Nachdem wir die Crazy Russians getroffen haben und wir unser letztes Essen und Wasser mit ihnen geteilt haben hatten wir am nächsten Morgen nur noch zwei Müsliriegel. Wir dachten da kommt schon irgendwo ein kleiner Laden, in dem wir etwas kaufen können. Da hatten wir uns aber geirrt. Die Straße war so neu, dass es noch nichts gab. Bloß eine Tankstelle, die aber keinen Shop hatte. Also radelten wir weiter. Zehn Kilometer und wir bekamen Hunger. Zwanzig Kilometer und wir hatten kein Wasser mehr. Dreißig Kilometer und wir hatten riesen Löcher im Bauch. Vierzig Kilometer und da war immer noch nichts. Wir nahmen einfach die nächste Abfahrt, von denen es nur wenige gab, und hofften, dass wir etwas zu Essen finden. Das erste Haus, was so aussah als ob es dort etwas zu Essen gab steuerten wir an und machten den Leuten dort deutlich, dass wir etwas essen wollen (wir machten nur eine einfache Essbewegung in dem wir unsere Hand zum Mund führten) und dann setzten wir uns an einen Tisch und warteten. Kurze Zeit später brachten sie uns jeweils einen halben Liter Ayran und irgendwelche Fladen gefüllt mit Fleisch. Wir mussten also doch nicht verhungern und trinken konnten wir auch im nächsten Supermarkt kaufen. Da wir wussten, dass wir wieder zurück auf die Autobahn fahren kauften wir von unserem ganzen restlichen Geld Essen ein und machten und gut gewappnet erneut auf den Weg. Einen Schlafplatz an der Straße zu finden wurde unmöglich, da nun nicht mehr nur der Zaun uns einsperrte, sondern auch noch ein Gaben. So mussten wir erneut von der Straße runter um nahe eines Ortes in der Pampa zu zelten. Es war wirklich nicht weit vom Ort entfernt und so kamen zwei Halbstarke und versuchten mit uns zu kommunizieren. Doch keine Chance. Sie zogen wieder von dannen und wir kochten in Ruhe weiter. Ich baute schon mal das Zelt auf und das konnten die Halbstarken wohl sehen und da wurde ihnen wohl klar, dass wir dort draußen schlafen wollten. Scheinbar unvorstellbar für die beiden, also kamen sie erneut und machten uns klar, dass wir doch mitkommen sollten. Wir verstanden nicht so recht warum, da wir den Platz echt gut fanden. Aber um endlich unsere Ruhe zu haben machten wir den beiden den Gefallen und packten unser Zelt wieder ein und kamen mit ihnen. Jetzt kommt der Hammer. Wir dachten sie zeigen uns einen Platz in ihrem Garten, aber sie zeigten uns einen Platz im Dorf, direkt neben den Schienen, unter einem kleinen Dachvorsprung und das Beste daran war, dass der Platz nicht ein kleines Bisschen eben war. Also unzeltbar. Das machten wir ihnen nun deutlich und so zeigten sie uns auf der anderen Seite der Schienen einen ebenen Platz direkt neben einer Mauer eines Grundstücks. Mittlerweile war es dunkel und wir wollten einfach nur ins Zelt und unsere Ruhe haben. Da in diesem kleinen Ort wohl sonst nichts passiert kamen noch mehr dazu und schauten uns beim Zelt aufbauen zu. Alle die uns nicht beim Aufbauen zuschauen konnten kamen später mit ihren Handylampen und betrachten unser Zelt. Die Nacht war dann erstaunlich ruhig, bis morgens der Hahn krähte und das Dorf erwachte. Erst hörten wir erneut die neugierigen Stimmen, dann kamen irgendwelche Schafe an unserem Zelt vorbei und dann noch irgendwelche Kühe. Als es ruhig erschien schlüpften wir schnell aus dem Zelt und packten unsere Sachen. Doch die anderen waren schneller und hatten sich etwas abseits bereits positioniert um uns erneut zuzuschauen. Zu allem Überfluss lag unser Zelt noch in Schaf- und Kuhfäkalien und wir waren direkt an einem Ziehweg. Als wir dann nun in dem Dorfladen unser allerletztes Geld für Wasser ausgaben kamen alle Leute aus ihren Löchern und schauten uns beim Umfüllen der Flaschen zu. Eine nette Dame wollte uns helfen und nahm uns zwei leere Plastikflaschen ab und warf sie einfach in den Graben. Dort warten sie nun darauf, dass sie verbrannt werden. Die letzte unserer Plastikflschen klemmten wir auf unseren Gepäckträger um sie später in den richtigen Müll zu werfen. In diesem Dorf konnten wir sehr gut sehen wie perspektivlos manche Menschen leben. Und wie viele junge Menschen es gibt, die keine Arbeit haben.

Crazy Russians

Wir sind vier Tage in Baku geblieben. Wir konnten bei unserem Freund, den wir auf dem Fahrrad in der Türkei getroffen haben, unterkommen. Er hat in der Altstadt ein Atelier, wo wir zwischen all den Bildern schlafen konnten. Baku ist sehr schön und hat viele neue Bauten und viele besonders ausgefallene Gebäude. Überall kann man irgendetwas kaufen und selbst in der Nacht ist alles voll mit Menschen. Wir genossen für einige Tage das Stadtleben und dann wollten wir endlich in den Iran. Vorher noch sind wir einen Abend durch die Stadt geschländert und haben nach einem Restaurant geschaut, welches Nudelgerichte hat. Plötzlich spricht uns ein Touristenführer von der Seite an. Da es ziemlich nervig ist als Tourist ständig angequatscht zu werden, sind wir weiter gelaufen und haben einfach geradeaus geschaut. Der Touristenführer lies aber nicht locker und rief noch lauter “hello my friends“. Also drehten wir uns doch um und vor uns stand unser Freund, der uns eine Dusche gegeben hat und uns das Hotel organisierte. Schon wurden wir stürmisch umarmt und der Reisegruppe, mit der er gerade unterwegs war, vorgestellt. Es war ein großartiges Wiedersehen und wir haben uns sehr gefreut! Die Welt ist so klein und das Leben ist voller Überraschungen. An unserem letzten Abend in Baku haben unsere Gastgeber für uns gekocht. Es war aber nicht irgendetwas, nein es war “Ash“. Das war das Beste, was wir seit langem mal wieder gegessen haben! Dazu gab es einen Kartoffelsalat mit Granatapfelkernen und frischem Dill und zum Nachtisch gab es einen saftigen, perfekten und nicht zu süßen Kuchen. Wir träumen heute noch von diesem Essen :) Zwischen Baku und der Grenze zum Iran (Astera) gibt es eine Autobahn, die wir für die nächsten drei Tage fahren wollten. Anfangs war alles flach und trocken. Es war weit und breit kein Hügelchen oder Busch zu sehen, wo man hätte zelten können. Aber es war ja noch früh am Tag und so machten wir uns noch keine Gedanken über unseren Zeltplatz. Später änderte sich die Landschaft etwas und es gab Erdwälle, Büsche und Plantagen, doch es gab nun auch einen Zaun entlang der gesamten Autobahn, der es unmöglich machte dort zu zelten. Gefangen auf der Autobahn fuhren wir nun, Ausschau haltend nach einer Schlafmöglichkeit einen Kilometer nach dem anderen. Da entdeckten wir ein Tor, welches es uns ermöglichte von der Autobahn runter auf eine Plantage zu gelangen. Dort schlugen wir unser Lager auf und da wir sehr müde waren legten wir uns schon früh ins Zelt. Und außerdem gab es dort tausend Mücken, die uns bzw. mich zerstochen haben. Plötzlich erhellte ein Licht unser Zelt und ich luckte vorsichtig aus unserem “Belüftungsschlitz“. Ich sah ein Licht, welches sich unserem Zelt langsam näherte. Es war ein Motorrad. Wir überlegten, wer das wohl sein könnte. Die Polizei? Der Plantagenbesitzer? Und da war das Motorrad auch schon bei uns und der Motor wurde abgestellt. Wir hörten eine Stimme vor unserem Zelteingang “Tucktucktuck“ sagen und da mussten wir wohl das Zelt auf machten. Vor uns saßen zwei grinsende Männer, die sich freuten uns gefunden zu haben. Es waren Gott sei dank nur zwei Motorradreisende, die ebenfalls einen Schlafplatz suchten :D Wir gaben ihnen unser Licht, sodass sie schnell ihr Zelt aufbauen konnten. Dann liefen sie los und sammelten einige Zweige und machten ein Feuer. Wir teilten unsere letzten Kekse und Bananen mit ihnen und tauschten uns über unsere Erfahrungen aus. Diese beiden waren auf dem Weg nach Indien, sie hatten bloß ein winziges Zelt in dem sie gerade mal zu zweit Platz hatten. Dann hatten sie die Klamotten dabei, die sie am Leib trugen und noch ein paar Regenklamotten. Ihr Kissen war gleichzeitig ein Stück Isomatte auf der sie sitzen konnten und da sie kein Geld mehr für Azerbaijan hatten, hatten sie auch kaum noch Wasser und Essen. So sind unsere crazy Russians eben:D